1. Was ist die größte Herausforderung für das urbane Mobilitätsmanagement der Zukunft?

Ganz aktuell: das Vertrauen der Menschen in den gut funktionierenden ÖPNV wiederherzustellen und die Verkehrswende erreichbar zu machen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass der ÖPNV ein wichtiger Grundbaustein der Gesellschaft ist. Auch wenn während der Krise sehr viel weniger Fahrgäste in den Bussen und Bahnen zu beobachten sind: Der ÖPNV fährt zuverlässig und wird gebraucht! Wir haben zurzeit den Eindruck, dass die Menschen den fast wie selbstverständlich funktionierenden ÖPNV wieder mehr schätzen und wahrnehmen.

Zudem zeigt sich: Weniger Autos auf den Straßen führten während des Lockdowns sofort zu einer Verbesserung der Luftqualität, zu weniger Lärm und mehr Platz für Fahrradfahrer*innen und Fußgänger*innen. Auch wenn der Anlass kein schöner ist, ist er für mich ein Anstoß zum Hinterfragen und Neudenken. Wie sind wir unterwegs und wie wollen wir unterwegs sein? Wie bekommen wir mehr Sicherheit, Platz und Komfort in Busse und Bahnen? Wie finanzieren wir den selbstverständlich funktionierenden ÖPNV, der immer auch für die da ist, die während der Corona-Krise gar nicht zu Hause bleiben können? Verkehrswende und Corona-Krise, das schließt sich nicht aus: sauberere Luft, bessere Bus- und Bahnverbindungen, mehr und sichere Radwege. Das urbane Mobilitätsmanagement der Zukunft stärkt den Umweltverbund und macht uns alle umweltfreundlich mobil.


2. Der VBB verbindet nicht nur städtische, sondern auch ländliche Räume miteinander. Wie sieht für Sie eine nachhaltige Mobilitätsstrategie aus, um beide Räume in Zukunft noch besser miteinander zu verbinden?

Wir haben dann eine nachhaltige Mobilitätsstrategie implementiert, wenn ich zuerst an die Wahl des richtigen Verkehrsmittels denke. An einen Mobilitätsmix, die mir zur Verfügung steht und der zum Beispiel mit dem einfachen Fußweg beginnt. Mobilität ist ein Grundrecht! Die nachhaltige Verkehrsmittelwahl funktioniert aber eben nur dann, wenn sie mir den Weg ganz einfach macht und auch persönliche Vorteile bringt: Schnell von A nach B, komfortabel, regengeschützt, umweltfreundlich oder zur Stärkung der eigenen Fitness, die Vielfalt der Möglichkeiten entscheidet (und ja, das ist in manchen Fällen auch mal das Auto)! Dazu zählen im VBB der PlusBus, der den Takt der Schiene in Brandenburg auf die Straße bringt, gute Stadt-Umland-Verbindungen, Bahnhöfe als Mobilitätshubs, die Sharing-Anbieter und neue Konzepte mit dem „gewohnten“ ÖPNV zusammenbringen. Multimodalität ist auch für unser VBB-Land – und ich meine damit ausdrücklich nicht nur die Hauptstadtregion, sondern besonders auch ländliche Gebiete – das Ziel, um mehr Flexibilität mit mehr Nachhaltigkeit zu verbinden.


3. Wie können neue Mobilitätsstrategien die verschiedenen Bedürfnisse im urbanen Raum verbinden und den ÖPNV für die Zukunft gut aufstellen?

Für eine echte Verkehrswende benötigen wir deutlich mehr Kapazitäten auf der Schiene, in den Fahrzeugen und Bahnhöfen, aber auch eine smarte Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsmittel. Angefangen bei Bus und Bahn, gehören natürlich Sharing-Angebote, Ridepooling und auch autonom fahrende Fahrzeuge dazu. Mit der richtigen Angebotsvielfalt kann sich jeder Fahrgast nach seinen Bedürfnissen für das richtige Verkehrsmittel entscheiden, umweltfreundlich natürlich! Dafür brauchen wir nachhaltige Investitionen ins ÖPNV-System genauso wie dessen Ausbau. Mit dem Infrastrukturprojekt i2030 haben wir uns da übrigens schon auf den Weg zu mehr Schiene für Berlin und Brandenburg gemacht: www.i2030.de

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